Übungsdienst

Marathonstaffel in Feuerwehrschutzkleidung - verrückt, oder?

Ein Erfahrungsbericht von Brandmeister Andreas Kirpal:

Genau das habe ich auch gedacht, als mich im Juli 2018 eine ungewöhnliche Anfrage erreichte. Es ging darum, wer sich vorstellen könne am 7. April 2019 in einer besonderen Staffel der Feuerwehr beim Bonn-Marathon mitzulaufen. Als begeisterter Läufer und mehrfacher Halbmarathon-Teilnehmer habe ich mir das natürlich sofort genauer angesehen. Wäre das nicht ein super Ziel für das nächste Frühjahr? Aber in kompletter Schutzausrüstung mit Helm und Atemschutzgerät am Rücken, das ließ mich doch erst noch zweifeln und zögern.

Wenige Tage später ging es für mich in den Sommerurlaub. Am 16. August wollten wir mit der ganzen Familie zum Granattor am Millstätter See aufsteigen. Nur unser "Kleiner", der sah das etwas anders. Er hatte offensichtlich beschlossen, dass es viel angenehmer sei, sich den größten Teil des Weges auf Papas Schulter tragen zu lassen. Der dadurch etwas anstrengende Aufstieg wurde allerdings mit einem fantastischen Ausblick belohnt. Und als ich abends am Pool den Tag Revue passieren ließ, war mir schnell klar: Wenn ich meinen 15 kg schweren Sohn bis zum Granattor tragen kann, dann sollte ich auch die beschriebene Challenge der Feuerwehrstaffel annehmen.

Im Laufe des Winters geriet das Thema allerdings zunehmend in Vergessenheit. Doch plötzlich, am 17. Januar, stand der Plan für die Challenge schwarz auf weiß in einer Mail. Die ersten Trainingsläufe sollten bereits Anfang Februar auf einem Sportplatz in Tannenbusch starten. Die Neugier auf dieses Projekt war neu entfacht. Aber es kam, wie es kommen musste: Rechtzeitig zum ersten Trainingstermin hatte ich mir eine ordentliche Grippe eingefangen. Klar, dass ich mir erst mal Ruhe gönnte und mir eine Laufpause auferlegte. Ich musste also noch etwas länger zappeln, um selbst herauszufinden, wie es sich anfühlt mit 15 kg Zusatzgewicht, einem Feuerwehrhelm und einer Atemschutzflasche auf dem Rücken zu laufen.

Am 25. Februar war ich dann endlich mit dabei. Dank der perfekten Vorbereitung der Berufsfeuerwehr-Kollegen lag für alle Teilnehmer bereits eine passende Schutzausrüstung aus dem Ausbildungspool bereit. Zusammen mit fünf Mitstreitern ging es auf die Laufbahn am Sportplatz an der Hohe Straße. Einige der anderen Läufer hatten bereits Erfahrung aus dem ersten Training, es waren aber auch zwei Neulinge wie ich am Start. Während des Laufens ging direkt die Fachsimpelei los: Welche Trägerplatte eignet sich wohl am besten für den Lauf? Schnell war ein Modell ausgemacht, das dadurch auffiel, dass sich die Gurtbänder auch durch die Erschütterungen beim Laufen nicht lockerten. Durch die gute Unterhaltung abgelenkt, erschienen mir die 18 Runden je 400 m sehr kurzweilig. Insgesamt waren wir sogar relativ zügig unterwegs. Damit war für mich klar: Ich kann das schaffen und ich will am 7. April definitiv dabei sein.

Es folgten weitere Testläufe. Einmal hatten wir Besuch vom Generalanzeiger für die Vorberichterstattung im Marathonmagazin. Ein andermal hatte sich ein Team der Lokalzeit angekündigt. Das WDR-Filmteam hatte die Bonner Feuerwehr im Rahmen des Bonn-Marathon 2018 überhaupt erst auf die Idee der Teilnahme in Feuerwehrschutzausrüstung gebracht. Und so waren sie natürlich besonders interessiert, was daraus geworden ist und wie wir uns auf den großen Tag vorbereiten. All das spornte uns noch mehr an und es entstanden tolle Aufnahmen dabei.

Generalanzeiger Bonn

WDR Mediathek

Am Morgen des 7. April traf ich dann an der Bonner Feuerwache 1 auf sieben laufbegeisterte Kollegen. Jeder hatte eine 5 km Strecke vor sich, unser Schlussläufer sogar 7,2 km. Obwohl wir uns vor einigen Wochen teilweise noch gar nicht kannten, hatte sich inzwischen ein tolles Team entwickelt. Vom stellvertretenden Chef der Berufsfeuerwehr bis hin zu ganz jungen Kollegen aus der freiwilligen Feuerwehr, alle hatten ein gemeinsames Ziel: Wir wollten den Marathon in der Staffel erfolgreich absolvieren und bei den Bonner Bürgern ein guten Eindruck hinterlassen. Außerdem freuten wir uns, dass unsere Aktion von "kommmitmensch" https://www.kommmitmensch.de/ unterstützt wurde. Dadurch wurde eine Spende an Paulinchen e.V. – eine Initiative für brandverletzte Kinder – möglich.

Meine persönliche 5km-Strecke ging von der südlichen Wendestelle in Bad Godesberg bis zur Kreuzkirche am Kaiserplatz. Das Gefühl am Start war unbeschreiblich, das Feedback der Zuschauer und Mitläufer auf den ersten Metern sensationell. Es dauerte nicht lange und ich hatte die Autobahn (Südbrücke) hinter mir gelassen. Dann ging es quer durch das Bundesviertel zur B9. Am Bundeskanzlerplatz warteten einige Kollegen der freiwilligen Feuerwehr Dransdorf bereits auf mich, um mich zusammen mit der dort stationierten Brandsicherheitswache der Buschdorfer Feuerwehr anzufeuern.

Auf dem weiteren Weg in Richtung Innenstadt merkte ich dann allerdings den Unterschied zu den abendlichen Trainingsläufen im Februar oder März. Mit voller Sonneneinstrahlung auf der B9 und dem schwarzen Asphalt unter den Füßen war es doch ganz schön warm in meiner Feuerschutzausrüstung. Aber glücklicherweise konnte ich die nächste Wechselzone schon fast sehen. Trotzdem gut, dass wir auf der gesamten Strecke von einem Kollegen mit einem Fahrrad begleitet wurden! Er war gut ausgerüstet, um bei möglichen Problemen schnell eingreifen zu können. Die letzte große Herausforderung war dann der Wechsel. Unser Staffelstab war nicht ein Band wie bei allen anderen Staffel-Läufern. Für mich galt es, die Atemschutzflasche schnellstmöglich an die nächste Läuferin zu übergeben.

Als nach 4 Stunden 53 Minuten und 25 Sekunden der achte und letzte Läufer unserer Staffel im Ziel eintraf, standen alle anderen schon bereit, um ihn zu feiern. Wir waren stolz, dass wir es zusammen geschafft haben, die 42,2 km zu bewältigen. Aber bereits auf dem Weg zurück zur Feuerwehrwache drehten sich die Gespräche bereits um die Frage, ob das Projekt nicht in 2020 eine Neuauflage verdient hätte. Dann vielleicht mit mehr als einer Staffel? Wir werden sehen.

Einen Bericht gibt's auch hier: WDR Mediathek

Hier geht es zum Pressebericht aus dem Generalanzeiger Bonn.